Kuřim

Die Stadt Kuřim liegt dreizehn Kilometer nordwestlich von Brno. Zeugnisse einer Besiedlung dieser Region reichen bis in die Urzeit zurück. Der ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Ort  machte im Laufe der Jahrhunderte einen dramatischen Wandel durch und ist heute mit über 10 000 Einwohnern größte Stadt und ein wichtiger Industriestandort des Kreises Brno- venkov. Kuřim ist eine Gemeinde mit erweiterten Zuständigkeiten und Mitglied im Nationalen Netzwerk der gesunden Städte Tschechiens sowie im freiwilligen Gemeindeverband Mikroregion Kuřimka.

Über die Gemarkung von Kuřim führte bereits im Mittelalter der wichtige Trstenitzer Handelsweg. Die Stadt liegt unweit der wichtigen Straßenverbindung Brno – Svitavy sowie direkt an der Straße Brno – Tišnov und an der Eisenbahnstrecke Brno – Havlíčkův Brod. Die Eisenbahnverbindung zwischen Tišnov und Brno besteht bereits seit 1885. Heute ist der öffentliche Nahverkehr in einem bezirksweiten Verkehrsverbund organisiert.

Die Entstehung des Stadtwappens hängt mit der Erhebung des einstigen Dorfes zum Marktort zusammen und leitet sich offenbar aus dem Wappen des Adelsgeschlechts von Tasov ab. Erstmals belegt ist es auf einem Siegel aus der Zeit vor 1560, regelmäßig verwendete es die Stadt Kuřim jedoch erst ab dem 19. Jahrhundert. Das silberne Wappenschild zeigt den Flügel eines Adlers mit zwei Reihen von Federn – die obere mit fünf großen Federn, die untere mit sechs kleinen, die durch ein silbernes oder auch goldenes Band verbunden sind. Durch die Zahl der Federn und ihre Anordnung in zwei Reihen unterscheidet sich das Wappen von Kuřim von anderen ähnlichen Familien- oder Stadtwappen.

Das genaue Gründungsjahr der Stadt Kuřim  ist nicht bekannt. Erstmals belegt ist ihre Existenz durch die Gründungsurkunde der Kirche St. Maria Magdalena aus dem Jahr 1226. Kuřim entstand bereits Ende des 12. Jahrhunderts, wahrscheinlich an der Stelle einer slawischen Siedlung aus der Zeit des Großmährischen Reichs. Nach dessen Zerfall wurde Kuřim auf Geheiß des Brünner Přemyslidenfürsten neu besiedelt.

Im Jahr 1241 fielen die Tataren in Kuřim ein und brannten den Ort samt der Kirche nieder. Bis 1405 befand sich Kuřim im Besitz der Přemysliden, danach besaßen die verschiedensten Adelsgeschlechter den Ort oder Teile davon. 1547 wurde Kuřim zu einem Verwaltungszentrum der Brünner Herrschaft. Beim Einfall der Schweden während des Dreißigjährigen Krieges wurden Kuřim und sein Schloß teilweise niedergebrannt, das Schloß wurde nach dem Krieg als erstes wiederaufgebaut.

Das Schloß, entstanden an der Stelle einer gotischen Feste aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, ist ein zweistöckiger, eher zweckmäßig als erhaben gestalteter Bau, dessen Baugeschichte von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert reicht. Der Innenhof ist heute Schauplatz von Veranstaltungen unter dem Titel „Kultursommer im Schloß Kuřim“, während sich in den Schloßräumen eine Galerie moderner Kunst befindet. Im südöstlichen Teil der Stadt lockt die „Wasserkapelle“ des hl. Johannes von Nepomuk zu einem Besuch. Das Wasser wird in einer Rohrleitung aus Kiefernholz aus dem Massiv der Kuřimská hora, an deren Fuß der Kapelle steht, herangeführt und ist heute leider nicht trinkbar.

Die Stadt besitzt zwei Hauptplätze. Der ältere von ihnen, der Platz des 1. Mai (náměstí 1. května), befindet sich an der Stelle des historischen Marktplatzes der Stadt. Heute dient er als Ort zum Ausruhen, sein Wahrzeichen ist der „Nasse Stein“, ein Werk des Bildhauers Pavel Opočenský. Ein Relikt aus alten Zeiten ist dagegen die Barockfigur des heiligen Florian – des Patrons der Feuerwehr und Beschützers vor den Naturgewalten – aus dem Jahr 1679. Weiter zieren den Platz ein Denkmal für die Opfer der beiden Weltkriege und eine Büste von Edvard Beneš, des einzigen Ehrenbürgers der Stadt.

Den Platz der Befreiung (náměstí Osvobození) beherrscht dagegen das Haus der Kultur aus den sechziger Jahren, der gleichen Epoche, als auch der Platz entstand. Auf dem Platz steht eine Skulptur, die den gefallenen rumänischen Soldaten gewidmet ist.

Kuřim verfügt über drei Grundschulen und fünf Kindergärten, daneben können die Kinder eine Kunstschule nutzen. Im Schloß der Stadt hat die Berufsschule Kuřim geeignete Räumlichkeiten gefunden.

Schon fast dreißig Jahre besitzt die Stadt auch ein Hallenbad. Es wurde 1982 eröffnet und durchlief in den Jahren 2009-2010 eine Modernisierung und Erweiterung. Das neue Sport- und Freizeitzentrum Wellness Kuřim bietet mehrere Schwimmbecken, Wasserrutsche, Fitneßzentrum, Aerobicsaal, ein reichhaltiges Angebot an Anwendungen zur Entspannung und Erholung, eine Kinderecke und ein Restaurant. Das gesamte Schwimmgelände einschließlich eines Freibads für den Sommer erstreckt sich im nördlichen Teil der Stadt.

Innerhalb der Stadtgrenzen von Kuřim liegt in Richtung Jinačovice auch ein hundert Hektar großes Golfgelände auf europäischem Niveau, das Sport- wie Hobbygolfern offen steht. Es bietet seinen Besuchern neben umfassenden Leistungen rund um den Golfsport auch ein Restaurant und Hotelzimmer. In der Stadt gibt es weiter eine Kletterwand, mehrere öffentlich zugängliche Sportplätze sowie Hallen für verschiedene Sportarten.

Die Entwicklung der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg ist untrennbar mit dem Maschinenbauunternehmen TOS Kuřim verbunden, dessen Anfänge als Rüstungsbetrieb bis in die Kriegsjahre zurückreichen. Über die Jahre wuchs das Unternehmen immer weiter und wurde zum größten Arbeitgeber für die Stadt und ihre weitere Umgebung. In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre begann auch die übernationale Firma AMP mit dem Aufbau eines Werks in Kuřim. Daneben sind in der Stadt zahlreiche kleinere Unternehmen vertreten.

Die Stadt ist der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge auf den Berg Babí lom (562 m ü. M.) mit seinem Aussichtsturm aus dem Jahr 1961, zur Zlobice (419 m ü. M., Farm mit Ziegen- und Schafzucht und Programmen für die ganze Familie), in die Wälder rund um die Brünner Talsperre oder in den Mährischen Karst. Es gibt hier eine Vielzahl an gut unterhaltenen markierten Wanderwegen. Der unkonventionelle städtische Lehrpfad über die Berggipfel Záruba (381 m ü. M.) und Horka (383 m ü. M.) mit seinen geschnitzten Informationstafeln ist in Tschechien von seiner Art her einzigartig. Auf allen Seiten der Stadt finden sich Standorte besonders geschützter Pflanzenarten. Das Naturdenkmal Zlobice gilt als Standort von europäischer Bedeutung und wurde in die Liste des europäischen Netzwerks Natura 2000 aufgenommen. Am Westrand der Stadt erstreckt sich der Teich Srpek, der seit seiner Revitalisierung im Jahr 2010 wieder den Einwohnern der Stadt und ihrer Umgebung als Naherholungsziel dient.

Durch das Stadtzentrum führt ein regionaler Hauptradweg, der auf dem Abschnitt Brno – Mokrá Hora – Lelekovice – Podlesí – Kuřim – Moravské Knínice – Chudčice – Veverská Bítýška ausgeschildert wurde. Die Route folgt den Spuren der verschwundenen Bahnstrecken Brno – Kuřim – Tišnov und Kuřim – Veverská Bítýška. In Veverská Bítýška hat diese Route Anschluß an den Fernradweg Prag – Brno – Wien, der zum internationalen Radwegenetz Euro-Velo gehört.

In Kuřim bemüht man sich, eine neue Festtradition zu begründen. Im Februar wird die Kuřimer Fastnacht gefeiert, im September die Honigtage, im November der Tag des Weins, und im Dezember gibt es den Nikolaus-Jahrmarkt. Die in den letzten Jahren erweiterte Stadtbibliothek hat die methodische Leitung für Büchereien in mehr als hundert Gemeinden übernommen und unterstützt sie in ihrer Tätigkeit. Zur Bibliothek gehört auch eine Kulturabteilung, die für ihre Veranstaltungen vor allem das Haus der Kultur und den Kammersaal mit seiner hervorragenden Akustik nutzt. Viele der Kulturereignisse sind von überregionaler Bedeutung.

Weitere Informationen über die Stadt finden Sie unter www.kurim.cz