Auf den Spuren einer verschwundenen Bahnstrecke

Durch die Mikroregion Kuřimka verläuft auf dem Bahnkörper einer einstigen Eisenbahnstrecke der Radwanderweg 5231. Machen wir uns also auf, um nach den Spuren der stillgelegten Lokalbahn Kuřim – Veverská Bítýška zu suchen.

Ihren Ausgangspunkt, den Bahnhof Kuřim, finden wir an der Strecke Brno – Tišnov, die 1885 ihren Betrieb aufnahm. Das alte Bahnhofsgebäude steht heute nicht mehr, da es dem zweigleisigen Ausbau dieser Strecke im Wege stand. Auf den Spuren der stillgelegten Bahn nehmen wir den Weg durch die Farského-Straße parallel zu den Gleisen Richtung Tišnov, überqueren die breite Legionářská-Straße und setzen unseren Weg vorbei an einer alten Mühle durch die Husova-Straße bis zu einem Bach fort, wo uns das erste Relikt der Strecke begegnet – die Reste einer Brücke. Von hier aus beschrieb die Bahn einen leichten Bogen nach links. Wir folgen dem Bach nach links in Richtung zur Kirche und gelangen am Schloß vorbei auf die Landstraße nach Moravské Knínice. Vor dem Ortseingang biegen wir hier am Bach entlang zu einer großen Betonröhre ab, einem Relikt der im Dritten Reich geplanten, aber nie fertiggestellten Autobahn Wien – Breslau. Bald darauf erreichen wir wieder den Bahnkörper und folgen dem Feldrain in den Ort. Dort befand sich hinter der Straße in Richtung Čebín der Haltepunkt „Moravské Kynice“. Weiter führte das Gleis entlang der Kuřimka, wo heute der Radweg verläuft. Noch vor fünfzehn Jahren waren hier die Stellen zu erkennen, an denen einst die Schwellen lagen. Sie hatten auf dem Weg in regelmäßigen Abständen kleine Vertiefungen hinterlassen. An einigen Stellen haben sich auch kleine Brücken erhalten. Zurück zur Landstraße gelangen wir an einem Punkt, wo sie sich ansteigend nach rechts wendet. Während wir nun unseren Weg auf der Straße fortsetzen, folgt die Bahntrasse weiter dem Bachtal bis nach Chudčice, wo vor der Überquerung der Straße noch das Gelände der gleichnamigen Bahnstation auszumachen ist. Ab hier verlief die Strecke auf einem hohen Damm, der heute allerdings bebaut ist, so daß wir einen parallelen Weg unterhalb des Dammes wählen müssen. Wir erreichen den größten Einschnitt der Strecke, der allmählich wieder in einen Damm übergeht. Von hier aus ist bereits Veverská Bítýška zu sehen. Der Damm fällt langsam zu den Häusern hin ab, unter denen auch das einstige Bahnhofsgebäude zu erkennen ist. Von hier aus führte nur noch ein Anschlußgleis über den Fluß Svratka zum örtlichen Kaolinwerk.

Der Radwanderweg 5231 Mokrá Hora – Kuřim – Veverská Bítýška „Auf den Spuren verschwundener Eisenbahnstrecken“ beginnt in Brno im Stadtteil Mokrá Hora. Von hier aus führt er gemeinsam mit dem „Bierweg Černá Hora“ durch die Straßen des Stadtviertels, um anschließend in etwa dem Verlauf der einstigen Lokalbahn Brno – Tišnov zu folgen. Vorbei an den früheren Bahnstationen Jehnice und Česká (letztere fungiert heute als Haltepunkt an der neuen Bahnstrecke) geht es nach Lelekovice. Von hier aus folgt die Route einem Waldweg an der Flanke des Babí lom, der vorbei an der denkmalgeschützten „Million-Buche“ nach Podlesí führt, von wo es entlang der Bachläufe von Podleský potok und Kuřimka weiter nach Kuřim geht.

In Kuřim nutzt die Route ebenfalls die innerstädtischen Straßen, darunter die pittoresken Gäßchen Podhoří und U Rybníka, von wo sich eine Aussicht auf das Schloß der Stadt eröffnet. Weiter geht es knapp einen Kilometer auf der kleinen Landstraße in Richtung Moravské Knínice. Danach folgt die Route soweit möglich der Trasse der einstigen Bahnstrecke Kuřim – Veverská Bítýška, die über Moravské Knínice und Chudčice führt. Hier findet sich ein weiterer als Naturdenkmal geschützter Baum, die 250 Jahre alte „Chudčicer Linde“. Auf diesem Teilstück nutzt der Radweg mehrere gut erhaltene kleine Brücken der Bahnstrecke sowie längere Dammabschnitte und passiert auch das aufwendigste Bauwerk der Strecke – den Felsdurchbruch zwischen Chudčice und Veverská Bítýška. Nach der Vorbeifahrt am einstigen Stationsgebäude von Veverská Bítýška (Hausnummer 29) besteht im Zentrum des Ortes Anschluß an den Fernradweg Nr. 1 Prag – Brno (die sog. Prager Route) sowie die Radwanderwege südwestlich von Brno – z. B. durch das Tal des Bílý potok in Richtung Šmelcovna und Javůrek oder entlang der Svratka nach Tišnov.

Die Radroute kreuzen neben markierten Wanderwegen auch mehrere örtliche Themenwege und Lehrpfade – der „Gesundheitspfad Mokrá Hora – Lelekovice“, der „Weg durch das Land der Ponávka“, der „Lehrpfad Záruba und Horka“ in Kuřim sowie der „Lehrpfad zu bedeutenden Landschaftselementen“ in der Gemeinde Moravské Knínice.